Konstruktion und Technik

Mühlenkonstruktion und -technik

Mühlenkonstruktion

Die Windmühle Labbus ist ein sogenannter Galerieholländer und basiert auf einem 6 Meter (bis Galerieboden) hohen, gemauerten Achtkant aus Backstein, in dem sich der Mahlgang (früher mehrere Mahlgänge) befindet. Der Hauptzweck dieser Struktur ist, der Windmühle Höhe zu verleihen. An der Form des gemauerten Achtkants ist zu erkennen, dass dieser auf dem Unterbau des ursprünglichen, durch Brand zerstörten Erdholländers hochgemauert wurde, 


Nach dem 2. Weltkrieg wurde ein Vollkeller ausgeschachtet, um den E-Motor, die Transmissionen und die Ölpresse unterzubringen.


Die Galerie auf der 3. Ebene, die Zugang zu Flügeln und Bremse gewährte, war einsturzgefährdet und musste 2006 abgerissen werden. Sie wurde im Rahmen der Restaurierung Mitte 2022 ersetzt.


Der hölzerne Achtkant, der auf dem gemauerten Rumpf aufgebaut ist, ist eine 3-stöckige, sich nach oben verjüngende Konstruktion auf der die Kappe aufliegt. Die Kappe, in der sich u.a. Flügelwelle und Kammrad befinden, dreht sich automatisch durch eine Windrose in den Wind.


Im Laufe der Jahrzente wurde sowohl mühlentechnísch, wie auch bautechnisch, einiges an der Mühle verändert. Der letzte Müller Henke hat allerdings immer dafür gesorgt, dass, anders als in vielen anderen Windmühlen, die Technik zum Windbetrieb erhalten blieb und in Stand gehalten wurde. Die letzten größeren Wartungsarbeiten fanden 1975 statt. 

Ursprünglich wurde die Kappe durch einen langen Steert per Hand von der Galerie aus in den Wind gedreht. Der Steert wurde 1921 durch eine Windrose ersetzt (ein vertikales Windrad, das die Mühlenkappe immer gegen den Wind ausrichtet.) 


Die hölzerne Flügelwelle ist heute noch die ursprüngliche von 1851. Die Welle hatte ursprünglich einen hölzernen Wellkopf, die 1913 durch einen eisernen Wellkopf von der Eisengießerei Weymann in Osnabrück ersetzt wurde. Diese Zahl ist auf der Stirnseite des Wellkopfs noch zu erkennen. Gleichzeitig wurden die Flügel von Segeltuch auf Jalousien umgebaut und die Flügelwelle für die Schubstange der Jalousiesteuerung in ihrer Länge durchgebohrt.


Nach dem 2. Weltkrieg erhielt ein Flügelpaar Jalousien. Später wurden beide Flügelpaare mit Jalousieklappen ausgestattet, die der abgerissenen Baumannschen Windmühle in Okel bei Syke entnommen wurden. Die aktuellen Spitzen und das Bruststück der Hausrute stammen ebenso wie das Stirnrad aus Aschen bei Diepholz. Das Bruststück der Feldrute gehörte früher nach Hasbergen (Heemsen), wo es Teil eines Ventikanten-Flügelpaares war. Die Spitzen der Feldrute wurden von der Schlosserei Wilhelm Laasch in Sudwalde hergestellt.


Im November 1972 wurden die Jalousieflügel durch einen Sturm beschädigt. Die Mühle erhielt als Übergangslösung Segelflügel, die die Mühle bis 1985 noch schmückten, als die heute noch vorhandenen Jalousieklappen wieder eingebaut wurden.


Mühlentechnik

Technische und bauliche Entwicklung - Überblick

 

  • 1912 Einbau eines Benzolmotors in Nebengebäude (heutige Werkstatt)
  • 1913 Segelgatter werden durch Jalousienflügel ersetzt. Der hölzerne Flügelwellkopf wird durch einen eisernen ersetzt. 
  • 1921 Windrose ersetzt vorherigen Steert
  • 1924 Benzolmotor weicht einem Deutz Diesel
  • ursprüngliche Ausstattung:
  • 150er Schrotgang
  • 180er Beutelgang (für Feinmehlherstellung) 
  • ein großer Sechskantsichter auf dem 2. Boden (in den 20er oder 30er Jahren ausgebaut)
  • ein Spitzgang zur Graupenherstellung war auch vorhanden, wurde aber schon in den 20er oder 30er Jahren stillgelegt
  • Im Erdgeschoß ein kleinerer Sechskanter; dieser wurde in den 20er oder 30er Jahren durch einen Askaniasichter ersetzt, der jetzt auch nicht mehr vorhanden ist
  • nach dem 2. Weltkrieg wird ein Vollkeller angelegt, der den heutigen E-Motor mit Transmission, sowie eine Hammermühle (Einbau unbekannt) beherbergt. Der Schrotgang wird in den Erdgeschoß mit Unterantrieb verlegt.
  • um 1950 Einbau Walzenstuhl
  • Mühle war bis Mitte der 80er Jahre regulär in Betrieb
  • Anfang 90er Jahre drehten sich die Flügel ein letztes Mal 
  • 6. Dezember 2012 Abnahme der Flügel und Zwischenlagerung auf dem Mühlenhof
  • 23. Mai 2013 Abnahme der Kappe zwecks Bausicherheit im Vorfeld der Restaurierung und Zwischenlagerung auf dem Mühlenhof
  • 2019 Restaurierung der Mühlenkappe mit Windrose
  • Frühling 2020 Wiederanbringung der restaurierten Mühlenkappe
  • 2019/2020 Wiederinstandsetzung der Mahl- und Fördertechnik
  • 2022 Restaurierung der Flügel und Neubau der Galerie - für eine drehende Mühle

 

Mehr zum Restaurierungsprojekt
Video: Einblicke in die Technik
Die Windmühle bekam 1912 einen Benzolmotor, der alle Einrichtungen mit Ausnahme der Ölmühle antrieb. Er stand im Erdgeschoß in einem kleinen Anbau im Bereich der heutigen Werkstatt. 1924 wurde der Benzolmotor durch einen Deutz-Diesel und anschließend durch einen Elektromotor ersetzt. Diese Motoren standen ebenfalls im kleinen Anbau.

Weil Heinrich Henke sich an den zahlreichen verlaufenen Transmissionen störte, legte er nach dem 2. Weltkrieg nachträglich einen Keller an. Zunächst war nur ein Schacht geplant, aber letzendlich wurde mit Hilfe von Willi Brote, einem in der Nachbarschaft wohnenden Flüchtling, doch ein kompletter Keller angelegt. Vier Baumstämme wurden unter dem Erdgeschoßboden eingebaut, dann wurde rundherum abschittsweise der Boden bis zum alten Findlingsfundament abgetragen.

Ursprünglich hatte der 1851 errichte Galerieholländer ein Fachwerk-Nebengebäude an der Stelle des heutigen Sacklagers. Es beherbergte ab 1945 eine Ölmühle, die nicht über eine Transmission, sondern über eine Spindel (nach oben) und Kammräder (nach unten) angebunden war. Außerdem diente der Fachwerkanbau als Werkstatt. Anfang der 20er Jahre wurde der Fachwerkanbau an der Nordwestseite der Mühle zugunsten einer neuen, größeren Querdurchfahrtsscheune ersetzt, die zunächst verbrettert war und später ummauert wurde. In den 50er Jahren baute Heinrich Henke die Scheune um: damit sie besser als Lager für die Mühle zu nutzen war, erhielt sie außen eine Rampe und innen einen neuen hölzernen Fußboden auf dem Niveau dieser Rampe. Ein am Rande des Achtkantes abgeteilter Raum diente als Aufenthaltsort für Mitarbeiter der Mühle und Spedition. 


Das Sacklager wurde 2009 von Familie Hansing als Veranstaltungsscheune umgebaut, wobei das komplette Ständerwerk erhalten blieb und die Außenoptik an die ursprüngliche Lärchenverbretterung erinnert. Das Kontor befand sich im Müllerhaus.

Das gesamte Getriebe der Mühle, inklusive der Stockräder, war ursprünglich aus Holz. Die hölzerne Königswelle der Mühle war durch einen Blitz von oben bis unten gespalten; Bänder hielten sie danach notdürftig zusammen. Die heute in der Mühle befindliche Eisen-Königswelle kam um 1948 aus Binnen, wo die Mühle der Brüder Böckmann im Krieg durch Fliegerbeschuß beschädigt worden war und in Ermangelung eines Nachfolgers aufgegeben wurde.


An der Königswelle aus Binnen befand sich anfangs das Holzstirnrad. In den 70er Jahren holte Heinrich Henke das heutige Stirnrad aus der Windmühle in Aschen bei Diepholz. Statt den vorhandenen Holzspeichen erhielt es in Labbus Speichen aus Eisen. Die Kämme, die aus Weißbuchenholz handgefertigt sind, wurden im April 2020 neu abgezirkelt und angepasst.


Auf dem Galerieboden gab es ursprünglich zwei Mahlgänge - ein Schrotgang mit einem Durchmesser von 1,50m und ein 1,80m Beutelgang für die Feinmehlerstellung. Dieser hatte einen  Läufer aus Kunststein und einen Bodenstein aus Blaubasalt ("falscher Franzose"). Unter dem Beutelgang befand sich ein Sechskantsichter. Der Beutelgang existierte bis in die 20er Jahre. Der Schrotgang  wurde Anfang der 30er Jahre ausgebaut. Im Erdgeschloß gab es einen kleineren Sechskantsichter mit schrägen Förderblechen; dieser wurde in den 20er oder 30er Jahren durch einen Askaniasichter ersetzt, der jedoch kein gutes Mehl lieferte, weil zu dunkel. Die Mühle hatte außerdem einen Spitzgang zur Graupenherstellung mit einer ungewöhnlichen Bauweise: Einer Sandsteinbütte und einem um den Stein gelegten mitdrehenden Lochblechmantel. Dessen Umfassungssteine sind auf dem Mühlengrundstück noch vorhanden.


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Warten und Nachschärfen des Schrotgangs
Im Erdgeschoß steht heute noch ein Schrotgang (1,45m). Die Steine stammten von der Firma Heinz in Hude. Ende 2020 musste der Läuferstein aufgrund eines Schadens ersetzt werden. Der neue Stein stammt von Mühlensteinmacher Hans Titulaer; der alte Läuferstein steht als Ausstellungsobjekt in der Mühle.)

Der Schrotgang kann vom Keller aus über eine Transmission mit Kupplung wahlweise mit Wind (über eine Nebenkönigswelle mit gusseinernem Ritzel) oder mit Motor (per Riemenscheibe) angetrieben werden. Zwei Wülfel-Ölbadgetreibe setzen den Antrieb 1:1 um. Das große stammt aus der Mühle in Eschenhausen, das kleine aus einer Motormühle in Bremen.

Im Keller steht eine Hammermühle und Anfang der 50er Jahre wurde ein Walzenstuhl bei der Wassermühle Rosenkranz in Nienburg ausgebaut und im Erdgeschoß der Mühle eingebaut. Dieser wurde für Feinmehl verwendet, wurde aber leider bereits Ende der 50er wieder ausgebaut. 

Es liegt noch alles an Werkzeug und Zubehör in der Mühle, das zum Müllerhandwerk gehört.

Insgesamt kann man in der Windmühle in Labbus den früheren Betrieb, die technischen Zusammenhänge sowie die Weiterentwicklung der Mühlentechnik bis in die 50er Jahre sehr gut nachvollziehen. Somit ist eine Mühlenführung eine faszinierende Angelegenheit für Kinder und Erwachsene.
Anfrage Mühlenführung

Ablaufdiagramm der Mühle

Ablaufdiagramm herunterladen

Vorhandene Mühlentechnik

 

  • 1 Schrotgang im Erdgeschoss (Unterantrieb im Keller, wahlweise durch Wind oder E-Motor). Kunststeine, davon einer Ende 2020 eingebaut. 
  • 2 Ölbadgetriebe von Wülfel
  • Ein Walzenstuhl "Stilles Patent" als Haferquetsche, Einbau ca. 1950
  • 1 Hammermühle, Marke President
  • 1 Durchlauf- / Absackwaage, Marke Chronos, Einbau 1973 (gebraucht)
  • 2 Mischer (Fassungsvermögen 2 Tonnen), erbaut von Firma Laasch aus Sudwalde (einer funktionsfähig)
  • 3 Elevatoren - zwei doppelte, davon einer mit wahlweise Wind- oder Motorantrieb und ein einfacher
  • Sackaufzug (Friktionswinde), Einbau 70er Jahre
  • Saatreiniger der Marke Petkus in Holzausführung (früher im Sacklager, jetzt in der Werkstatt)


Aktuell in Arbeit:

  • Zentrifugalsichter aus dem Bestand der 1997 abgebrochenen Obermühle in Bad Münder (Bj. ca. 1910)
  • Wetzig-Walzenstuhl Modell H aus einer zur Wohnung umgebauten Windmühle in Japenzin (Bj. ca. 1925)
  • Wurfsichter des Mühlenbauers Hilscher aus Sulingen (Bj. ca. 1940) aus einer Motormühle in Hohenmoor

 

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