Mühlengeschichte

Mühlengeschichte

Überblick:

  • 1847 Erste Mühle (Holländer mit Erdwall) erbaut von Bauer Heinrich Borchers
  • 1846/7 Feuer zerstört den Erdholländer 
  • 1851 Heinrich Borchers errichtet am gleichen Standort den aktuellen Galerieholländer auf dem alten Unterbau
  • 1853 Mühle wird nach einem Brand wiedererrichtet
  • 1892 Heinrich Henke (1. Generation) pachtet die Mühle
  • 1907 kauft Heinrich Henke (2. Generation) die Mühle
  • 1909 erbaut er das Müllerhaus
  • 1948 erbt Heinrich Henke (3. Generation)
  • Ab 1948 Umbau der Mühle und Nutzung als Mischfutterwerk
  • 1987 Einstellung des Mahlbetriebs
  • 2000 erbt Marianne Ruröde (geb. Henke), da der älteste Sohn Heinrich (4. Generation) frühzeitig verstarb.
  • 2006 Aileen und Helmut Hansing kaufen Mühlenanwesen
  • 2007 Gründung des Mühlenverein Labbus e.V.; Herstellung der Verkehrssicherheit und erste Teilnahme am deutschen Mühlentag
  • Seit 2019 Überarbeitung und Instandsetzung der Mahl- und Fördertechnik; Erweiterung der Mahltechnik zur Feinmehlherstellung
  • 2020 Aufsetzen der restaurierten Mühlenkappe
  • 2022 Wiederanbringung der überholten Jalousieflügel und Neubau der Galerie

Bild rechts: Die Mühle, noch mit Steert, und das neu gebaute Müllerhaus, ca. 1910. In der Mitte der Müller Heinrich Henke (2. Generation) mit seiner Ehefrau Marie (geb. Thiele).



Ansichten des Mühlenanwesens aus der Nachkriegszeit

Eigentümer und Müller

Die Windmühle in Labbus bei Sulingen wurde 1847 als Erdholländer (mit Erdwall) erbaut, Dieser wurde 1846/47 jedoch durch Feuer zerstört, gemäß Überlieferung aufgrund von Brandstiftung. Der heutige, größere Gallerieholländer wurde durch den Mühlenbauer Fahlenkamp aus Bruchhausen an der selben Stelle 1851 erbaut. (Es wird berichtet, daß auch diese Mühle kurz danach zumindest zum Teil abbrannte und 1853 wiedererrichtet wurde.) Beide Mühlen wurden von Heinrich Borchers errichtet, einem wohlhabenden Bauern aus dem nahegelegenen Döhrel, der großen Landbesitz und eine Jagd hatte. Von seinen vier Kindern Karl, Doris, Sophie und Anna blieb Sophie auf dem elterlichen Hof in Döhrel.


Borchers ließ den Holländer errichten, ohne ein Mahlrecht dafür zu haben. Da ihm außerdem eine kleine, von seinen Vorfahren erbaute Wassermühle an der Allerbeeke gehörte, ließ er diese untergehen und übernahm ihr Mahlrecht für die neue Windmühle. Die Wassermühle ließ er später abbrechen. An der Allerbeeke hat es vor langer Zeit eine weitere Wassermühle gegeben, die eine Schmiede antrieb.


Ob Borchers die neue Windmühle selbst betrieb oder verpachtete, ist für die Anfangsjahre nicht bekannt. Ab 1892 verpachtete er sie an Heinrich Henke (1. Generation), der zwar kein gelernter Müller war, dies aber durch Erfahrung wettmachte. Er stammte ebenso wie Mühlenbesitzer Borchers aus Döhrel, wo sein Vater Kurt Henke unter anderem als Hausschlachter arbeitete.

Die Mühle in Labbus stand zunächst alleine auf freiem Feld. Die Mühlenpächter Henke (1. und 2. Generation) lebten mit ihrer Familie auf dem südlich der Mühle gelegenen Hof (heute Hof Küfe), den sie zusammen mit der Mühle gepachtet hatten. Heinrich Henke (2. Generation) kaufte 1907 die Mühle und errichtete 1909 das Müllerhaus.

Heinrich Henke (1. Generation) war verheiratet mit Margarethe Meier. Heinrich Henke (2. Generation) war ihr ältester Sohn. Sein Bruder Hermann arbeitete in jungen Jahren ebenfalls in der väterlichen Mühle und war später Gastwirt in Bremen. Von den Schwestern Anna, Maria, Alwine, Emma, Dredde und Sophie waren zwei mit Müllern verheiratet: Anna mit Heinrich Westermann, dem Pächter der Mühle in Nettelsen und Marie mit Conrad Hische, dem Pächter der Mühle in Nienstedt (Hof Laue).

Heinrich Henke (2. Generation) und seine Frau Marie geb. Thiele hatten mehrere Kinder, von denen aber nur der Sohn Heinrich (3. Generation) mit der Mühle zu tun hatte. Heinrich heiratete Frieda Schweneker. Ihr ältester, 1943 geborener Sohn Heinrich (4. Generation), machte Ausbildung zum Müllergesellen und Speditionskaufmann, verstarb aber, bevor er wie geplant den Betrieb übernehmen konnte. Seine zwei Geschwister leben jetzt in Siedenburg.
Ansichten der Mühle aus unterschiedlichen Betriebszeiten

Die Windmühle in Labbus war bis 1987 als Schrotmühle noch kommerziell in Betrieb. Es wurde bis zuletzt je nach Wetter noch zum Teil mit Wind, zum Teil mit E-Motor gemahlen. Vom Grundstück aus wurde ebenfalls ein Landhandel und eine Spedition betrieben.


Die Flügel der Windmühle drehten sich einletztes Mal Anfang der 90er Jahre. Damals wurde mit der Mühle ein letztes Mal für Mischfutter geschrotet, bis beide Mischer voll waren.


Heinrich Henke (3. Generation) verstarb im Jahr 2000, seine Frau Frieda 2004.


Im Jahr 2006 kauften Aileen und Helmut Hansing das Mühlenanwesen. Das Müllerhaus wurde 2006 saniert. Im Juli 2007 wurde der Verein zur Förderung und Erhaltung der Windmühle von engagierten Personen mit dem Ziel gegründet, die Windmühle wieder betriebsfähig zu machen und als Kulturgut der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zur Zeit hat der Mühlenverein zwei qualifizierte frewillige Wind- und Wassermüller im Team; zwei weitere befinden sich aktuell in der Ausbildung.

Mehr zum Mühlenverein Labbus

Mühlenbetrieb

Die technische Entwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts führte dazu, dass der Wind als Antriebskraft für Mühlen immer mehr an Bedeutung verlor. Windmühlen wurden im Laufe der Jahre auf Dampf-, Benzol- Diesel- oder Elektroantrieb umgestellt. Die noch bestehenden Windmühlen erlebten aufgrund Treibstoffknappheit und der Zerstörung der Industrie während und in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ein letztes Aufblühen. Das Mühlengesetz von 1957 stellte Prämien für die Stillegung von kleineren Mühlen zur Verfügung; die meisten Mühlen wurden stillgelegt und ausgeschlachtet und das große Mühlensterben setzte sich zugunsten der großen Industriemühlen fort.

Die Windmühle in Labbus stellte eine sehr seltene Ausnahme zu diesem Trend dar. Obwohl sie immer technisch weitergebracht wurde blieb die Windtechnik intakt und die Mühle war bis Mitte der 80er Jahre, zum Teil noch mit Windantrieb, kommerziell in Betrieb. 
Artikel über die Mühle vom RMDZ

Historische Unterlagen

Ein Blick in die Geschäftsbücher der Mühle, die im Kreismuseum Syke aufbewahrt sind, bietet einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung des Mühlenbetriebs. 
Historische Geschäftsbücher:
  • Hauptbuch des Mühlenbetriebs Heinr. Henke Labbus, 1910-1928.
  • Rechnungen von Heinr. Henke, Mühlenbesitzer 1922, 1928.
  • Kassebuch des Mühlenbetriebs 1968-1971.
Die Unterlagen wurden mit freundlicher Unterstützung des Kreismuseums Syke eingescannt.

Hauptbuch Heinr. Henke 1910-1928

Das Hauptbuch der Mühle wurde in der Zeit vom 31.12.1910 bis 25.8.1928 mit den einzelnen Kundenkonten geführt. Hinten befindet sich ein Verzeichnis der Kunden der Mühle mit alphabetischer Registereinteilung und Angabe der Seite(n), auf denen die Geschaftsvorfälle mit dem jeweiligen Kunden eingetragen sind. 

Diese sind in der Kopfzeile des einzelnen Kontoblattes mit Namen und Ortsangabe eingetragen. Links sind die vom Mühlenbetrieb Henke gelieferten Waren detailliert mit Datum, Bezeichnung sowie in der Spalte "Debet" mit ihrem Geldwert verzeichnet (Debitor = Schuldner). Rechts ist zu sehen, wann und in welcher Zahlungsweise (z.B. "Per Casse", "Per 5 Ferkel") die Schuld beglichen wurde. Diese Geldwerte sind in der Spalte "Credit" eingetragen (Creditor = Glaubiger). Aufaddiert müssen beide Spalten am Ende den gleichen Wert ergeben. War dies der Fall, wurde die Seite diagonal durchgestrichen. Diese Geschaftsvorfälle waren damit erledigt. 

Viele der Familiennamen sind heute in der Umgebung der Mühle noch zu finden.
Hier kann das Hauptbuch in einzelnen Teilen als PDF heruntergelanden werden.
  • Hauptbuch 1910-1928 Namensverzeichnis
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  • Hauptbuch 1910-1928 Seite 1-93
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  • Hauptbuch 1910-1928 Seite 94-203
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  • Hauptbuch 1910-1928 Seite 204-255
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  • Hauptbuch 1910-1928 Seite 256-307
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  • Hauptbuch 1910-1928 Seite 308-384
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